Etwa 300 Teilnehmer aus 18 Ländern treffen sich heute Nachmittag in Strasbourg, um den Gegengipfel der NATO-Gegner vorzubereiten, der vom 1. bis 5. April in der elsässischen Hauptstadt stattfindet.
An der Tafel des Seminarraumes hängt ein Stadtplan von Strasbourg. Im Raum liegen sechs weitere, alle unterschiedlich, auf den Tischen des Unterrichtsraumes verteilt. Der Workshop „Demo“ arbeitet am Demonstrationsweg. Darüber hinaus gibt es vier weitere Workshops: „Konferenz“, „Camp“, „Ziviler Ungehorsam“ und „Aktionen in Baden-Württenberg“. Sie arbeiten in ebenso vielen Räumen auf der „2. Etage des Hörsaalgebäudes „Pazio“ der Fakultät der Geisteswisschenschaften auf dem Campus Esplanade.
Die internationale Anti-NATO Konferenz wurde gestern in Strasbourg eröffnet. Ca. 300 Teilnehmer aus 18 Ländern haben sich getroffen und debattieren bis heute Nachmittag, um die Gegenaktionen zur Feier des 60. Jahrestages der Atlantischen Allianz am 3. und 4. April in Strasbourg, Kehl und Baden-Baden vorzubereiten. Das Bündnis reicht von den Grünen bis zur Linken und schliesst „Stop the War“ und einige Dutzend griechischer Gewerkschaften ein. Sie alle treffen sich heute zu einem gemeinsamen „Friedensaufruf“: Nein zur NATO, Nein zum Krieg.
Vom Krieg will Chris Capps-Schubert nichts mehr hören. Mit seinen 25 Jahren nimmt er an der Konferenz teilt als Koordinator für Europa des Vereins „Irak-Veteranen gegen den Krieg“ *. 2004 hatte er sich für die amerikanischen Armee verpflichtet und wurde im Jahr danach nach Bagdad geschickt. Dort war er zehn Monate stationiert: „Als ich zu meiner Basis in Darmstadt zurückkehrte, wurde meine Einheit nach Mannheim versetzt“. Es war eine Einheit, die in einen Kampfeinsatz nach Afghanistan gehen sollte. „Ich bin dann desertiert“.
Am 4. April wird er in Strasbourg demonstrieren „um auf Barack Obama“ Druck auszuüben, damit dieser so schnell wie möglich den Konflikt beendet und weil in Strasbourg die Entscheidung getroffen werden soll, „die Truppen in Afghanistan zu verstärken“. Und da ist er natürlich dagegen.
Demonstrieren, für das Recht zu demonstrieren
Die Organisatoren erwarten zwischen 30.000 und 70.000 Teilnehmer. Es fehlt aber immer noch die genaue Route dieser internationalen Demonstration. „Jegliche Demonstration in der Stadtmitte ist verboten“ hat schon die „Präfektur“ angekündigt, um die Stadt „vor Ausschreitungen zu schützen (…), die systematisch am Rande solcher Demonstationen festzustellen sind. Für die Teilnehmer der Anti-NATO-Ationen, die sich nicht in „die Felder oder in die Industriezonen“ abdrängen lassen wollen, zeigt sich dieser Gipfel „als Misachtung der Demokratie“.
„Die Kampagne für das Recht, in Strasbourg zur demonstrieren, beginnt am Montag“ erklärte Rainer Braun vom Organisationskomitee gestern in der Plenumssitzung und fügte hinzu, dass dieses Verbot elementare Bürgerrechte beschneidet.
Das Camp, eine Art Stützpunkt des Gegengipfels soll vom 1. bis 5. April auf französischer Seite im Strasburger Stadtteil Ganzau aufgebaut werden. Es könnte bis zu 6000 Personen aufnehmen. Auf deutscher Seite wurde in Kehl-Kork ein Gelände angeboten. Die NATO-Gegner sollen darüber heute entscheiden.
„Aktionen des zivilen Ungehorsams“ sind ebenfalls für den Abend des 3. April geplant, rund um das Kurhaus-Casino in Baden-Baden, wo das Galadiner für die Staats- und Regierungschefs stattfindet und in Strasbourg am 4. April, während des offiziellen Teils des Gipfels.
Ein internationaler Kongress wird am Freitag, dem 3. und am Sonntag, dem 5. April stattfinden, um über die NATO zu debattieren, vorraussichtlich in einem Sportzentrum im Großraum Strasbourg. Der amerikanische Intellektuelle Noam Chomsky gehört zu den angefragten Teilnehmern der internationalen Konferenz.
Aude Gambet, Le contre-sommet se prépare, in Dernieres Nouvelles D´Alsace am 15.02.2009